Im Juli 2021 habe ich mich zum ersten Mal professionell fotografieren lassen. Es war meine erste bewusste und offensive Konfrontation mit meinem Körper. Vor dem Shooting war ich nervös – ich hatte bereits einiges an Gewicht verloren, war aber immer noch bei etwa 230 kg. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich immerhin schon die Betablocker absetzen, und mein Herz-Kreislauf-System hatte sich etwas beruhigt.
Mein ursprünglicher Gedanke war radikal: Ich wollte mir mit diesen Bildern einen Ekel vor meinem Körper einprägen – in der Hoffnung, das würde mich vom Essen abhalten und zum weiteren Abnehmen motivieren. Gleichzeitig war mir wichtig, dass die Fotos eine gewisse Qualität haben. Also engagierte ich eine professionelle Fotografin.
Das Ergebnis überraschte mich. Statt Abscheu oder Ablehnung empfand ich etwas ganz anderes: Sympathie. Ich mochte die Person, die ich auf den Fotos sah – mit all ihren Schwächen, aber auch mit einer spürbaren Stärke. Es war das erste Mal, dass ich mich selbst irgendwie ganz okay fand. Vielleicht sogar ein bisschen gut.
Ich habe mein Ziel, weiter abzunehmen, nie aus den Augen verloren. Aber ich habe verstanden, dass Selbstakzeptanz und Veränderung kein Widerspruch sind. Im Gegenteil: Sie gehören für mich seitdem zusammen.








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