Ich hatte zunehmend das Gefühl, dass ich mich am Thema „Körper“ vorerst genug abgearbeitet hatte. Natürlich gibt es noch offene Baustellen, und der Frieden, den ich mit meinem Körper geschlossen habe, ist eher eine grobe Ruhe mit Unterbrechungen – aber das ist erstmal in Ordnung.

Gleichzeitig drängten sich neue Gedanken in den Vordergrund. Ich spürte immer mehr, wie sehr die Politisierung meiner Sexualität mich beschäftigte – und dass ich mich gezwungen sah, Stellung zu beziehen. Das Aufkommen und andauernde Erstarken der Nazis, die sich heute im Gewand der AfD zeigen, hat in mir etwas ausgelöst. Ich wollte nicht schweigen, nicht abwarten – sondern sichtbar widersprechen. Also habe ich mir die Kampfmaske der Dragqueens aufgesetzt, um die Freiheit meiner Sexualität zu verteidigen.

Ich organisierte ein Außenshooting bei kalten Temperaturen, schlüpfte in Drag – und nahm ein selbstgemachtes Schild mit. Es war voller Rechtschreibfehler, und genau das gefiel mir. Es zeigte auch hier wieder meine Ecken und Kanten. Ich bin so froh, dass ich mit ChatGPT meine Gedanken heute leserlich und klar formulieren kann – aber an diesem Tag ging es nicht um perfekte Sätze, sondern um Haltung.

Auch dieses Shooting hatte eine heilende Wirkung. Ich bin kein großer Fan vom Schminken geworden, aber ich liebe es, mir zu besonderen Anlässen bunte Fingernägel zu lackieren. Das ist für mich wie Kriegsbemalung: ein sichtbares Zeichen von Stärke, Präsenz und Selbstbehauptung.

Zwischen Grober Ruhe und klarem Protest.
Drag als Widerstand gegen Nazis.
Schild mit Fehlern, Botschaft mit Haltung.
Fingernägel als persönliche Kriegsbemalung.

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