Eigentlich war’s ja eine Arbeitsreise. Ein Offsite mit dem Team, mit viel Austausch, vielen Gesprächen, auch wirklich viel Arbeit – und trotzdem bin ich zurückgekommen mit Eindrücken, die man sonst eher von Urlauben mitnimmt.
Los ging es mit einer kleinen Maschine – ein Doppeltreier, also zwei Sitze links, zwei rechts. Charmant eng und leider recht windanfällig: Die Turbulenzen auf dem Hinflug waren nicht ganz ohne. Aber wir sind gut angekommen – und rückblickend war das vielleicht schon der Auftakt zu einer Reise, die mehr Eindruck hinterlassen hat als gedacht.
Was mich am meisten überrascht hat: die Offenheit. Überall Regenbogenflaggen, modern und präsent, an Gebäuden, in der Straßenbahn, am Bahnhof. Und das nicht als Dekoration, sondern als gelebtes Zeichen. Ich wusste ehrlich gesagt nicht, wie queersensibel und sichtbar Finnland – und besonders Helsinki – inzwischen ist. Und diese Sichtbarkeit hat mich berührt. Man fühlte sich als Teil von etwas, nicht nur als Besucher.
Helsinki selbst war auf eine leise Art überwältigend. Das Land hat wenige Einwohner, die Stadt wirkt dadurch ruhig und entspannt. Keine Hektik, keine Lautstärke. Die Leute? Freundlich, offen, unkompliziert. Die Temperaturen lagen um die 16 Grad, aber die Menschen? Von Pelzmantel bis knapper Sommerbekleidung war alles dabei – teils zum Schmunzeln, teils einfach herrlich unbeeindruckt vom Wetter.
Unser Hotel lag gerade einmal zehn Minuten vom Strand entfernt. Und dort: Beachvolleyball, Schwimmen, Picknicks – als wäre Hochsommer. Die langen Sonnenstunden – wirklich bis Mitternacht, teilweise sogar bis nach 1 Uhr – haben der Seele gutgetan. Irgendwie entschleunigt so viel Licht den Tag. Es war, als würde man mehr Zeit bekommen.
Essen war gut, meist richtig gut. Wenn auch etwas teurer. Ein 0,5er Bier kostete schnell mal 12 Euro – was mich zwar kurz irritierte, aber als jemand, der seit fast 1,5 Jahren nichts mehr trinkt, war das eh Nebensache. Was ich aber bemerkenswert fand: Alkohol gibt’s im Supermarkt, aber ab 21 Uhr ist Schluss – dafür bekommt man in Bars ganz normal weiter Getränke. Eine eigenwillige, aber irgendwo sinnvolle Regelung.
Die Gruppendynamik hat gestimmt. Wir haben intensiv gearbeitet, und trotzdem blieb Raum für Begegnung, Spaziergänge, Gespräche. Ich konnte immerhin einmal wandern – zu wenig, aber gerade genug, um zu wissen: Ich will unbedingt nochmal hin. Privat. Raus aus dem städtischen Raum (so dünn besiedelt der dort auch ist), rein in die weiten Landschaften, Wälder und Seen.
Zurück ging es dann mit einer größeren Maschine – kein Vergleich zu dem Doppeltreier. Dafür: null Turbulenzen, aber auch null Beinfreiheit. Alles in allem: eine Reise, die Spuren hinterlässt. Nicht wegen des Sitzkomforts – sondern weil Helsinki mich überrascht hat. Mit Offenheit. Mit Licht. Mit Ruhe. Und mit dem Gefühl, dass da noch viel mehr auf mich wartet.








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