Eine Einladung, viele Gründe

Der Anlass für meinen Abstecher nach Tirol war eine Hochzeitseinladung – und nicht irgendeine, sondern die von lieben Freunden. Der Bräutigam, Julian, ist ein langjähriger Freund von mir. Seine Braut und nun Frau, Nadine, kannte ich bisher nur aus zwei Begegnungen – und sie war es, die mich direkt zur Hochzeit eingeladen hat. Schon da fand ich sie sympathisch, und ich hoffe, dass wir uns mit der Zeit noch besser kennenlernen werden.

Mehrere hundert Kilometer Anreise sind zwar kein Pappenstiel, aber mir war sofort klar: Für solche Freunde nehme ich diese Strecke gerne auf mich. Und wenn ich ehrlich bin, passte es mir auch persönlich sehr gut. Erstens, weil ich Anfang September eine Alpenüberquerung plane und mich so schon ein wenig in die Berge „reinfühlen“ kann. Zweitens, weil es mein erster richtiger Jahresurlaub ist – nach monatelanger Projektkonstruktion, -arbeit und -leitung. Diese kleine Auszeit kam also gleich in mehrfacher Hinsicht genau zur richtigen Zeit.

Natürlich hat so eine Hochzeitseinladung als Langzeitsingle ihre eigene Dynamik – vor allem, wenn man der einzige Single unter vielen Paaren ist. Mitgenommen haben mich Melissa und Fabian, zwei Freunde, die mich schon ewig kennen. Wir sind in Tirol angekommen, haben gemeinsam zu Mittag gegessen – und dann haben mich die beiden einfach ziehen lassen. Sie wissen, dass ich es genieße, auch mal allein unterwegs zu sein. Ich glaube, das ist etwas, was tiefe Freundschaften auszeichnet: zu wissen, wann man jemanden in Ruhe lässt.

Ankommen, losziehen, abschalten

Nach dem Mittagessen bin ich allein losgezogen, um die Gegend zu erkunden. Leider war das die einzige Gelegenheit für eine etwas längere Wanderung, aber dafür gab es einen sehr schönen Grund, zu dem ich später noch komme. Am Abend saßen wir wieder zusammen beim Essen, und zusätzlich kam noch die Schwester von Melissa mit ihrer Familie dazu. Es war also ein echtes Familientreffen, bei dem ich mich dank unserer langen Freundschaft fast schon wie ein Teil der Familie fühlte.

Zum Ausklang des Abends haben wir in kleiner Runde noch die „Kaisermania“ geschaut und bei den Liedern von Roland Kaiser den ersten Tag in Tirol ausklingen lassen.

Ein Vormittag zwischen Hängebrücke und Hochzeitsvorbereitungen

Am nächsten Morgen haben wir uns zufällig zum Frühstück getroffen. Danach habe ich mir noch schnell eine kleine Wanderung zu einer Hängebrücke gegönnt. Die Zeit war knapp, denn ich musste mich bald für die Hochzeit fertig machen. Hochzeiten bei Sommerhitze und in schicken Klamotten sind für mich eine kleine Herausforderung – vor allem, wenn man nicht so genau weiß, was man anziehen soll. Die Hemden, die ich im Gepäck hatte, sind mir inzwischen eigentlich zu groß.

In solchen Momenten hilft mir mein persönlicher Leitsatz – und zugleich der Name eines Projekts, an dem ich teilgenommen habe: „Dein Körper ist genug.“ Bei diesem Projekt mit freizügigen Körperfotos (über das ich auch im Blog geschrieben habe) habe ich gelernt, meinen Körper so anzunehmen, wie er ist. Diese Haltung habe ich in meinen Alltag integriert – und sie hilft mir auch bei solchen Anlässen, mich einfach wohlzufühlen.

Eine Alm, eine Party – und die Tanzfläche gehört mir

Die Hochzeit fand überraschenderweise auf einer Alm statt – eine großartige Idee von Nadine und Julian! Und ja, ich war tatsächlich der einzige erwachsene Single. Früher hätte ich in so einer Situation zum Alkohol gegriffen, heute gehe ich anders damit um. Ich frage mich: „Wenn du betrunken wärst, was würdest du tun wollen?“ – und dann mache ich genau das, in angemessenem Rahmen, ohne mich zu betrinken. Das ist erstaunlich effektiv.

So kam es, dass ich direkt nach der Zeremonie und einer herzlichen Begrüßung die Tanzfläche eroberte – noch vor dem Abendessen. Schon da wurde wild getanzt, und ich half dem DJ, die Stimmung anzuheizen.

Essen, Tanzen, Kaiserschmarrn und ein nächtlicher See

Das Abendessen war ein Erlebnis für sich. Die Küche und der Service der Stöttlalm haben sich von ihrer besten, menschlichsten und unkompliziertesten Seite gezeigt – so etwas habe ich in einer Hochzeitslocation selten erlebt. Es passte perfekt zum Brautpaar und zu den Gästen. Nach dem großartigen Essen ging es wieder stundenlang auf die Tanzfläche, und alle machten mit.

Gegen 23 Uhr kam der Nachtisch: frisch gemachter Kaiserschmarrn (ohne Rosinen!) mit Vanilleeis – allein dafür hatte sich die Tanzpause gelohnt. Danach wurde natürlich weitergetanzt, bis in die frühen Morgenstunden.

Gegen 4 Uhr hatte ich dann eine spontane Idee: den kleinen See direkt an der Alm zum Schwimmen zu nutzen. Ich schlich mich davon, tauchte ins kühle Wasser – zwischen Bergen und Sternenhimmel. Natürlich blieb das nicht unbemerkt. Kurz darauf sprang ein Großteil der übrigen Gäste, inklusive Bräutigam, zu mir ins Wasser. Die Stöttlalm war auch hier bestens vorbereitet und brachte uns Handtücher.

Danach tanzten wir noch bis 5 Uhr gemeinsam zu ruhigen Liedern auf der Tanzfläche und genossen den Moment. Ich fragte die Alm, ob ich noch eine Stunde bleiben könne, um den Sonnenaufgang in den Bergen zu sehen. Kein Problem – und so fuhr mich der Chefkellner persönlich gegen 6:30 Uhr zurück ins Hotel.

Der Tag danach

Eine zweite Wandertour war für den nächsten Tag eigentlich geplant – doch nach dieser Nacht blieb es beim Aufenthalt im Hotelzimmer und im Bett. Aber das war es wert.


Abschied aus Tirol – Ankunft in München

Da ich den ganzen Tag geschlafen hatte und mich nur für ein gemeinsames Abendessen aus dem Zimmer bewegte – bei dem wir den wunderschönen Hochzeitsabend mit viel Gelächter noch einmal Revue passieren ließen – war ich in der Nacht hellwach. Mücken leisteten mir zusätzlich Gesellschaft, was das Einschlafen nicht leichter machte. Irgendwann fand ich dann doch etwas Ruhe, bevor es am nächsten Tag über Innsbruck weiter nach München ging.

In Innsbruck legte ich noch einen kurzen Halt ein und stellte fest: Tirol hat nicht nur beeindruckende Berge, sondern auch sehr attraktive Männer zu bieten. Ganz spontan ergab sich ein kurzes Date, das ausgesprochen sympathisch verlief und einen gelungenen, unerwarteten Abschluss für meinen Aufenthalt in Tirol bildete.


München – heiß, überraschend und ganz anders als erwartet

In München angekommen, lagen knapp zwei sehr warme Tage vor mir. Am ersten Abend wollte ich eigentlich nur kurz etwas essen und dann schlafen. Doch dann überkam mich die Lust auf ein Eis – und ich stellte schnell fest, dass die meisten Supermärkte hier bereits um 20 Uhr schließen. Auch eine Kiosk- oder Späti-Kultur wie in anderen Städten gibt es in München nicht.

Also zog ich noch ein wenig durch das abendliche München. Die Isar an einem Sommerabend ist traumhaft, und so verging die Zeit schnell. Es war mein erster Aufenthalt in München, und ehrlich gesagt hatte ich vorher ein eher konservatives Bild von der Stadt. Doch ein Blick in meine Dating-Apps zeigte mir, dass das queere Leben hier locker und lebendig floriert.

Unterwegs durch die Stadt

Am nächsten Tag war ich den ganzen Tag in München unterwegs. Städte sind für mich immer Fluch und Segen zugleich: einerseits spannend durch die vielen interessanten Menschen und Orte, andererseits auch anstrengend durch eben diese Menschenmengen. Ich hatte beschlossen, nirgendwo lange einzukehren, sondern einfach einige ausgewählte Hotspots abzulaufen.

Insgesamt legte ich gute 20 Kilometer zu Fuß zurück, sah mir die Theresienwiese an – wo bereits die Vorbereitungen für das Oktoberfest in vollem Gange waren – und streifte durch die Innenstadt bis in den Englischen Garten.

Gerade der Englische Garten hatte es mir angetan: der Eisbach mit seinen Surfern, die Badestellen entlang des Baches und die entspannte Stimmung. Dasselbe Gefühl findet man auch an den schönen Isar-Ufern – eine Leichtigkeit, die ich so in München nicht erwartet hätte.

Ein Date zum Abschluss

Den zweiten Abend beschloss ich mit einem Date, das wohl zu den lustigsten gehört, die ich bisher hatte. Am dritten Tag sitze ich nun in einem gut besuchten Café in der Nähe des Hauptbahnhofs und warte auf meinen Zug. Mein Bild von München hat sich absolut gewandelt: aus der eher biederen Vorstellung ist ein Bild von einer lebendigen, offenen Stadt geworden.

Ja, München – ich mag dich.

Freunde, Berge und Auszeit.
Tanzen bis zum Morgengrauen.
Spontanes Date in Innsbruck.
München neu entdeckt.


2 Antworten zu „2025 August – Kurzurlaub in Tirol und München – Sommer, Freunde und neue Eindrücke.“

  1. Avatar von Roland Junk
    Roland Junk

    Servus Seppl
    War voll interessant, den Blog zu lesen und ich freue mich für dich und mit dir.
    Wir sehen uns
    Blocker, bzw. Unkel, bzw Roland

    1. Avatar von Sebastian

      Danke dir! Habe es das erstemal auch auf Whatsapp gepostet, sonst nur auf Instagram. Mache nicht ganz so regelmäßig Einträge… aber gerne zum Abschluss eines Urlaubs. Hoffentlich bis blad 🙂

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